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Minuten bei Gott – was Demut in dieser Krise heißt


25. März 2020

Von Stephan Bickhardt

 

Mittwoch, 25. März 2020

Gott der Liebe,
wir leben in einer Zeit, in der wir nicht wissen, wie es um uns steht.
Unruhe und Sorge um Angehörige und um Arbeitsplätze klagen wir dir.
Mehr und mehr Menschen sind krank geworden am lebensgefährlichen Virus.
Viele sind gestorben.
Die Kleinsten, die Kinder haben Plätze zum Spielen und Lernen verloren.
Gott der Liebe,
unsere Klage wird zur Frage. Sind Grenzen überschritten?
Wir bitten dich um Gnade und Zuspruch, um den Elan der Solidarität.
Nimm uns hinein in den Strom deiner Liebe.
Amen.

 

Über die Demut

Ich sehe ein Sonne, rosafarbene Blumen, zwei Luftballons und wirklich, ich erkenne olympische Ringe durch das Fenster gegenüber auf dem Parkplatz. Mutter und Tochter malen mit Straßenkreide diese Ringe, die Blumen und die alles überstrahlende Sonne. Auf der anderen Straßenseite spielt sich das ab. Die beiden kamen angefahren mit einem kleinen Polo und sind vergnügt im Sonnenschein. Mit Pudelmütze auf dem Köpfen freuen sie sich dermaßen.

Ich bleibe eine Weile am Fenster stehen – während der Corona-Krise. Oder am Anfang dieser Krise, wer weiß das schon? Nachdem im Dezember des vergangenen Jahres die ersten Virusinfektionen aus Wuhan in China bekannt wurden, haben wir in Europa wenig über die Auswirkungen auf unseren Kontinent nachgedacht. Jetzt scheint die Frühlingsonne, jetzt ist Passionszeit und ein kleines Mädchen malt fröhlich mit der Straßenkreide.

Liebe Freundinnen und Freunde der Evangelischen Akademie Meißen, die Kinder, die jetzt keinen strukturierten Tag in gewohnter Weise haben, sind in dieser Krise diejenigen, die besonders betroffen sind. Denn die Kinder – zu Hause und nicht in Hort, Schule, Christenlehre – verstehen nicht, was vor sich geht. Jedenfalls können Sie nicht die Fakten in dieser Krise überblicken. Sie verstehen intuitiv.

Was verstehen wir Erwachsenen gegenwärtig? Wir sind an Grenzen geführt. Wir sind vorsichtig. Sind wir nicht schwach, fühlen wir nicht geradezu, dass wir wenig wissen? In dieser brutalen Krise provozieren die hereinbrechenden Fakten neue Gefühle. Nicht indem der Mensch in sich hineinhört, nimmt er sich selbst wahr, sondern ein Äußeres bemächtigt sich seiner.

Im 1. Petrusbrief 5, 5 (der Lehrtext zur Herrnhuter Losung für den Tag) wird von der Bedürftigkeit des Menschen gesprochen, dem Aufeinanderangewiesensein. Wir erleben das gerade. Menschen sind aufeinander angewiesen und halten dabei 2 Meter Abstand. Kinder sind in einer Weise auf ihre Eltern angewiesen, wie sie das vielleicht so noch nie erlebt haben.

ALLE MITEINANDER BEKLEIDET EUCH MIT DEMUT, heißt der Text. Demut, liebe Freundinnen und Freunde, meint diese letzte, tiefste Rücksichtnahme, die Rücksichtnahme gegenüber Gott, dem Schöpfer des Lebens. Von ihm her kann das Leben als begnadet verstanden und geglaubt werden.

Nehmen wir das Leben in Gottes Namen an – in dieser neuen Situation einer allgemeinen Krise der Gesundheit. Der Mensch kleidet sich gern zum Ausgehen. Und wie gern kleiden und verkleiden sich die Kinder. Die Demut bedeutet uns mit einem Lichtkleid, einem hellen angezogen zu sein. Gott erkennt uns und wir sehen einander in Freundlichkeit an. Bei allen Einschränkungen.

Foto: Michael Morse on Pexels

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