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Minuten bei Gott – lass dich finden


22. April 2020

Von Stephan Bickhardt

 

Gott, schenke mir Freude,
damit ich Freude bereite.
Schenke mir Liebe,
damit ich liebe.
Schenke mir Erkenntnis
damit ich bereit werde
mich erkennen zu lassen.
Gott, nimm mir die Angst
vor der Zukunft,
damit deine Zukunft
meine werde.
Nimm von mir,
was anderen schadet
und meiner Gesundheit
und unserer natürlichen Umwelt.
Gib mir ein Herz
zu verstehen
den Weg, auf dem ich gehe.
Amen.

Über die Ehe

In diesen Tagen ist die häusliche Gemeinschaft das ein und alles. Unter denen, die in einem Haushalt leben, werden keine Mund-Nase-Masken getragen – in der Regel, wenn Bedrohung nicht nahe ist. Die unterschiedlichen Aufgaben, die die Erwachsenen zu erfüllen haben, werden in der Unterschiedlichkeit viel mehr wahrgenommen als vor der Krise. Es wird mehr gesprochen untereinander.

Sorgen um die Mitmenschen wechseln mit Fragen, die sich aus Homeoffice, Mitarbeit im Gesundheitswesen, im öffentlichen Dienst oder einem Betrieb ergeben. Es entsteht ein basales Gefühl: bin ich dein, bist du mein. Bin ich krank, bist du womöglich auch krank. Bist du mein, bin ich dein.

Wir spüren in jedem Moment, wie abhängig wir von einander sind – und dies wird bejaht, diese Gegenseitigkeit im Miteinander. Die Partnerin und der Partner sind mir wichtig, so wie ich mir selber wichtig bin und sein muss. Denn meine Aufmerksamkeit gegenüber mir selbst und meinen allernächsten sind ungeteilt. Wir sorgen füreinander, partnerschaftlich, eheverbunden, freundschaftlich. Und das Besondere ist, dass dies zu einer allgemeinen Erfahrung wird.

Die Zusammengehörigkeit, hoffentlich eine unverbrüchliche, zieht sich durch das Alte Testament, Gott und Mensch gehören zusammen. Gott spricht von einem Bund zwischen ihm und den Menschen. Du bist mein, sage bitte, dass ich dein bin. Beim Propheten Hesekiel 16,8 heißt es in der Tageslosung für heute, nachdem die Sorge Gottes für Jerusalem und sein Volk beschrieben wurde: UND SCHLOSS MIT DIR EINEN BUND; SPRICHT GOTT DER HERR; UND DU WURDEST MEIN.

Lass dich finden, höre ich als Ruf aus diesen Worten. Lass dich finden mit deinen Haaren und Augen, mit deinen Gaben und deinen Talenten. Lass dich finden in deiner Liebenswürdigkeit und dem Freudvollen, allem Guten, das aus deiner Seele dringt. Lass dich finden in deiner Bereitschaft, nicht nur dir selbst der Nächste zu sein. Lass dich finden in deiner Bereitschaft, voller Zuneigung zu sein. Lass dich finden. Gott hat dich gefunden und erschaffen und will darin immer an dir festhalten bis zum Tod und darüber hinaus. Fasse darin Vertrauen. Du bist eine Entdeckung für andere und deinen Partner.

Über die Ehe wird heute selten wertschätzend gesprochen. In Sachsen ist der Wunsch nach Trauung zurückgegangen. Eine Mehrheit der Kinder wird nicht in Familien verheirateter Partner groß, wird groß in Partnerschaften und Lebensgemeinschaften auf Zeit, wird groß bei Mutter und Vater in verschiedenen Haushalten. Längst ist es selbstverständlich geworden von Familien zu sprechen, wenn ein Elternteil in der häuslichen Verantwortung steht und der andere nicht.

Die Gesetzgebung ermöglicht inzwischen die volle Teilhabe an der Verantwortung für die Kinder auch für denjenigen Elternteil, so sagt es schon das Wort „Teil“, der nicht mit im Haushalt lebt. So tritt zur individuellen Freiheit der Grundsatz der Gleichheit hinzu. Aber das Besondere der lebenslangen Verbindung werden wohl die Verheirateten gleich welchen Alters jetzt spüren: Wir sind lebenslang verbunden und erneuern das von Herzen gern. Denn in der allgemeinen Krise wirkt der untergründige Strom von Liebe und Verbundenheit stark, wie das Korn, das lange in der Erde bleibt, bis es erblüht. Wieder und wieder. Vor und nach Konflikten.

Foto: Harli Marten/Unsplash

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